Konformität – die DNA der Deutschen
Eine Partei, die vielschichtig an unterschiedlichen Lösungen arbeitet und dabei eine lebendige Debattenkultur pflegt, empfinden wir als bedrohlich – denn von ihr geht das Signal der Uneinigkeit aus.
Spätestens, wenn der Ruf nach einem Machtwort ungehört verhallt, wenden wir uns ab.
Unser Wunsch nach Ordnung bei der Lösungsfindung scheint tief in uns verankert zu sein. Deshalb fordern wir Geschlossenheit – und die Entfernung der „Störenfriede“ aus dem öffentlichen Diskurs.
Dieser Wunsch nach Einigkeit entspringt keinem Harmoniebedürfnis, sondern einem tief verwurzelten Verlangen nach Orientierung und Kontrolle – also autoritären Mustern.
Autorität ist uns vertraut. Schon in der Schule haben wir gelernt, dass abweichendes Verhalten sanktioniert wird – sei es durch schlechte Noten oder durch öffentliche Bloßstellung. Auch im Berufsleben gilt Anpassung als Tugend. Wer sich nicht einfügt, riskiert Ablehnung, Ausschluss, Karriereverlust.
So wurde aus „Einigkeit, Recht und Freiheit“ allmählich ein „Zusammenhalt gegen Rechts“. Was zunächst moralisch klingt, wird zunehmend zum Synonym für Spaltung und Ausgrenzung. Denn wer „gegen etwas“ steht, definiert ein Außen – und oft auch einen Feind, der bekämpft werden muss.
Das „gegen rechts“ – unkritisch reflektiert – wird schnell zur Denk-Schablone. Wer zögerlich mitmacht, gilt bereits als verdächtig. Unterwerfung wird zur Tugend, Abweichung zur Bedrohung.
Die daraus entstehende Angst vor staatlicher Repression und gesellschaftlicher Ächtung verengt die Räume des Denkens. Realitäten werden ausgeblendet, kritische Meinungen verstummen – nicht aus Gleichgültigkeit, sondern aus einem Schutzreflex heraus.
Autoritäres Machtstreben verschleiert nicht nur die Schwächen der Herrschenden – es reproduziert unsere eigene Erziehung. Es spricht jene Seite in uns an, die gelernt hat: Anpassung schützt, Gehorsam wird belohnt.
Und so wird unsere viel gepriesene Weltoffenheit zum Vehikel einer neuen Intoleranz – gegenüber anderen Meinungen, Bedürfnissen und Fragen.